Lüderitz und Kolmanskop
Lüderitz ist eigentlich ein ziemlich trostloses Örtchen am Rande der Welt, aber hier hat sich einmal große Welt abgespielt: der Diamantenboom Anfang des 20. Jahrhunderts. Das Geisterstädtchen Kolmanskop, heute Freilichtmuseum, zeugt davon. Es liegt wenige Kilometer vor Lüderitz am Abhang eines Hügels über einem Talgrund, in dem man völlig überraschend Diamanten fand. Als das bekannt wurde, begann der Run - zu spät, denn der Entdecker, ein Deutscher Ende des 19. Jahrhunderts, hat sich erst einmal die Miningrechte des gesamten Gebietes gesichert, ehe er die Nachricht platzen ließ. Man kann die Geschichte der Kolmanskuppe bei Wikipedia nachlesen.
Es ist beeindruckend zu sehen, wie hier für wenige Jahre modernste Technik (Elektrizität, Telefon, Eisherstellung für Eisschränke usw.) einzog, fast früher als sie sich in Deutschland verbreitete. Zugleich lebte man luxuriös und bequem, ließ Süßwasser aus Kapstadt und Kohle zur Energiegewinnung aus Wales mit Schiffen heranschaffen, hatte ein Theater und Kinosaal, eine moderne Kegelbahn (bis vor kurzem in Betrieb) und schaffte Arbeiter heran, die auf dem Bauch im Wüstensand nach Diamanten buddelten. Das war ja das Wunder: Diamanten an der Oberfläche, nichts wegzusprengen! Es war ein bisschen wie Las Vegas - für 25 Jahre. Das Areal wurde bis zum heutigen Tag zum "Sperrgebiet" erklärt, Verletzung des Betretungsverbots ist mit hohen Strafen belegt, auch wenn man heute nichts mehr findet und fördert: ein Stück inzwischen wieder unversehrter Natur bis hinunter zum Oranjefluss, der Grenze zu Südafrika.
Die Eigentümer der Minengesellschaften wechselten im Verlauf der bewegten Kolonialgeschichte Namibias: entdeckt von Portugiesen (Diaz), 400 Jahre Dornröschenschlaf, dann Deutsches Kaiserreich, nach dem 1. Weltkrieg kurz die Engländer und ab 1920 Südafrika bis zur Unabhängigkeit Namibias 1990! Heute gehören die immer noch existierenden Minengesellschaften (mit anderen Operationsgebieten und Aufgaben zB Mangan vor Oranjemund) teils dem Staat, teils südafrikanischen Gesellschaften. Die Guide der sehr interessanten Führung entstammt selber Menschen, die Generationen früher in Kolmanskop gelebt und gearbeitet haben, ebenso wie eine junge Volontärin im Museums Shop, die einer ehem deutschen Familie in Lüderitz entstammt und jetzt Ökonomie studiert und für größere wirtschaftliche Unabhängigkeit Namibias eintreten möchte. Interessante Gespräche!
Dann bin ich noch zum Dias Point gefahren, eigentlich müßte man ja portugiesisch Diaz schreiben. Beeindruckende Küstenlandschaft, herb und wild, die Namib ist anders als die Kalahari wirklich eine Trockenwüste, vielfach aus Sand und hier direkt am Ozean auch sehr felsig. Ein heftige Wind weht tagsüber andauernd, der aber abends abflaut. Temperaturen angenehme 23°. Wenn man diese Landschaft beim Durchfahren erlebt, erscheint sie öde, ist es aber nicht. Überall sind Spuren von Tieren und Pflanzen, wo immer möglich. Von dem Wechselspiel der Farben ganz zu schweigen.
Das werde ich morgen wieder erleben, wenn ich ein Stück zurück und dann Richtung Norden nach Helmeringhausen an den Tirasbergen fahre, 400 km, für eine Nacht. Sonnenuntergänge sollen dort im Rot der Berge spektakulär sein. Danach
geht es gleich weiter zum Sossusvlei und Sesriem Canyon - beides habe ich schon 2022 besucht, aber es ist einfach landschaftlich wunderschön dort. Frühestens dann werde ich wieder Zeit finden, den Blog weiter zu schreiben. Bilder gibt es aber immer, wenn das Wifi es zulässt! Hier im "Stadthotel" ist das natürlich kein Problem, - Glasfaserkabel, rasant schnell! Das werde ich erst wieder in Swakopmund Anfang nächster Woche haben. Und dann tickt die Zeit immer schneller auf das Ende dieser Reise zu!
Hier geht es zum Webalbum - der altbekannte Link!
Kommentare
Kommentar veröffentlichen